25.03.2012

Einwandfrei anerkannt!

Ich habe lange nachgedacht (haha, eine Steilvorlage schon im ersten Satz, vielleicht sogar zwei, jascheißdiewandan!), ob ich mich wirklich zu dem Radiointerview des Regenerschen Element Of Crime-Kopfes, beziehungsweise - und das viel ärger, mehr, relevanter noch - zu dem ihm eilig folgenden Aufschrei- und Kommentargeklüngels des voll crazy verrückten Internet-Mobs äußern soll, via eines so furchtbar wichtigen Blogeintrags, zum Beispiel, weil, die sind ja total wichtig solche Blogeinträge, von wem die alles gelesen werden und wie man da selbst quasi noch mehr, größer, also berühmter, wenn nicht nicht gar König der Blogger oder der Currywürste, 's eh schon egal, jedenfalls vielleicht aber duch bloßes Ignorieren oder einen prächtigen Beitrag in einem Kommentarfeld dieser unfassbar wichtigen Blogeinträge, weil die liest ja auch praktisch jeder, also JEDER, meine ich, und das ist ja mindestens ebenso wichtig wie der Blogeintrag selbst, sei er auch noch so überheblich und wirr, man passt sich ja sowieso so schnell an, gerade heute, weil wer sich nicht anpasst, ist am Ende Rockmusiker, in der Kredibilitätsreihenfolge wahrscheinlich kurz hinter Wolfgang Niedeken, wobei: der hat ja kürzlich einen sogenannten Musikpreis bekommen und ist damit nun einwandfrei anerkannt und die Durchblutung ist jetzt auch wieder bockstark, vor allem untenrum. Und da denke ich und denke ich und denke ich und denke ich und irgendwann war ich ausgedacht und alles, was überblieb war ein Häufchen gebrauchter Eis am Stiel-Stiele, Hirnmikado für Grobmotoriker, weil mehr bekomme ich eh nicht hin; und ich bekam das große Kotzen beim Gedanken daran, vielleicht einen ähnlich überheblichen (aber immer noch tierisch wichtigen) Blogeintrag inklusive der Abwichs- und Vollcheckermentalität zu verfassen, weil: sowas könnte ich schon machen, ich bin jetzt seit 15 Jahren im Internet unterwegs, mir kann keiner ein erigiertes Glied für 'ne Banane vormachen. Also schreibe ich einfach auf, was mir so gerade durch die Murmel rollt, wer das alles bis hierhin ausgehalten hat, braucht jetzt eh 'ne Therapie.

Wer also Rockmusiker ist, der sollte lieber Dubstep hören und vor allem eines nicht tun: den erwartbaren öffentlichen Umgang mit der ein oder anderen Aussage schon in der Kristallkugel vorausahnen - denn so ist's dem Regener Sven ergangen. Der Mann wusste, dass er für die ganzen Dubstep hörenden Ex-Rockis jetzt enorm uncool ist, also NOCH uncooler, weil, und das weiß ich auch erst seit ein paar Tagen, niemand unter 40 hört ja diesen Altherren-Rumpelrock, weil alle unter 40 Lebensjahren ja jetzt Dubstep hören und boah, is' mir gerade schlecht, leck' mich am Arsch. Der Regener muss es halt jetzt mal schnallen: wer sich mit diesen verrückt und abgefahrenen neuen Medien nicht auskennt, der soll halt von seinem fetten, seit 20 oder 200 Jahren gelebten Künstlerscheiß mal 'runterkommen und sich einreihen in die große Wolke des Web 2.0, wo Milch und Honig fließen, weil wir sind hier oben alle nackisch und pinkeln dem Regener seit Jahren ins Gesicht. Hier ist alles rosa, Mann! Und es war verschissen nochmal noch nie so verkackt einfach für unbekannte Künstler unbekannt zu bleiben und trotzdem das Gefühl zu haben, dass man voll mitmischt im großen Schwanzvergleich - Facebook, Youtube, Reverbnation, Google, MySpace (LOL), Bandcamp, Eieruhr, Wachsweich, Fünfeinhalbminuten - alles bekannte Portale, die praktisch nur auf Musiker, Künstler und Wolfgang Niedeken warten, die rennen einem ja die Tür ein.

Und neue Strukturen, die brauchen wir alle unbedingt. Deswegen ist ja auch hier schon alles rosa. Wir brauchen rosafarbene Strukturen, die dem Regener dabei helfen, auch noch in 2000 Jahren der GEZ, quatsch: der GEMA die Füße zu küssen. Ach so, hat er ja gar nicht gemacht. Der Regener hat ja auch mit keinem Wort neue Strukturen erwähnt oder gefordert, was deswegen gleichbedeutend ist, dass er die alten behalten will. Sowas schreiben jedenfalls Journalisten und Klofrauen ins Internet, einfach so, weil hier ist alles rosa. Der Regener fand ja in erster Linie den gesellschaftlichen Umgang mit dieser fetten Künstlerbrut so geil, also: extrem ungeil. Die von ihm im Nachgang genannten Beispiele wie Youtube/Google sind Symptome dieser zugrundeliegenden Ursache, einer praktisch nicht mehr existenten Wertschätzung von Musik und sowas kann einem erstens auffallen, wenn es einem denn auffallen will, aber dann macht dieses verrückt-abgewichste Bloggen nicht mehr so viel Spaß, und zweitens kann man sie sogar live in der rosafarbenen Wolke Internet begutachten, am halbsteif-herunterflappenden Gemächt, Gelenk, Mist: Objekt: "Totaler Mist, was der Typ da an Musik produziert hat. Langweilig, quäkig und konstruiert-kreativ, kommt nicht aus’m Keks. Pfui. Schnarch. Basta! Und dafür musste ich weder etwas von irgendwelchen Verwerten kaufen, noch von illegal dick-reichen Plattformern raubrunterladmordkinderschändern." Das ist auf jeder erdenklichen Ebene völlig richtig, beziehungsweise so dermaßen grotesk am Thema vorbei, dass ich mich geradewegs um den nächsten virtuellen Baum wickeln will. Und solange wir die Diskussionskultur nicht wenigstens ansatzweise verlassen und uns auf meinen Pipikackamumupimmel-Duktus einigen können, werde ich zu diesem Thema nichts mehr sagen.

Mir ist das letzten Endes eh alles zu komplex und vielleicht wär's halt auch mal angezeigt, einfach mal mit Toco-Dirk zu halten und leise "Kapitulation oohohohoo" zu flüstern, die ehemals weiße Unterhose auf Halbmast zu setzen und zuzugeben, dass das niemand so richtig abschließend klären kann. Regener wollte das auch nicht, der wollte sich halt mal auskotzen. Ist doch super, mach' ich auch. Drei Mal die Woche stehe ich in irgendeinem verpissten Rattenloch von Proberaum oder Konzertclub und lasse mir die Halsschlagader auf einer Waldlichtung zunächst durchtrennen und danach wieder mit Uhu-Superkleber zusammenflicken, weil ich's halt auch nicht mehr verstehe. So wie die ganzen anderen Arschlöcher da draußen auch nicht. Und ich will mehr und mehr davon wegkommen, mir einfach einen einzigen Samenstrang von geballter journalistischer Kompetenz zu angeln und da die allumfassende Meinung für den gebildeten Checker von heute abgeben, weil's halt so einfach nicht ist. Wo kommt reiner her, wo will der andere hin, wie steht's mit Anspruch oder auch nicht, und in welchen Darm muss ich kriechen? Das war doch alles schon früher so, genau so - GENAU SO WAR DAS FRÜHER, nur da hat's auch schon keinen gejuckt.

Einen Unterschied gibt's aber doch: wir wollen alle keine Musik mehr. Wir wollen sie nicht hören und nicht kaufen, wir wollen sie manchmal sogar nicht mal geschenkt. Wir wollen keine Musik mehr. Wir wollen Musik. Wir wollen alle viel mehr Musik. Überall und immer, jederzeit, mehr. Wir wollen mehr Musik. Wir wollen keine Musik. Wir wollen Künstler, aber wir wollen keine Künstler. Wir wollen schlau reden und schreiben und wir wollen Musik. Keine Musik. Musik. Mehr Musik. Mein Schwanz ist länger als Deiner. Ich hab mehr, Du hast weniger. Und darüber schreiben wir. Alles total wichtig.

Macht doch mal einer das Licht aus, ich muss jetzt meine Unterhose schwingen.

Und Sven, ich find' Dich gut.

Keine Kommentare: