21.04.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (1)




Ich habe seit sicherlich seit mehr als zehn Jahren keine einzige Psychotic Waltz Platte gehört und habe zugegebenermaßen im Grunde auch nichts vermisst.

Alleine für diesen Satz müsste ich mir beide Hände abhacken lassen und eine Kniespiegelung ohne Narkose verordnet bekommen, weil Waltz eben nicht nur zu den wichtigsten Bands in meinen 90er Jahren zählten, gleichfalls aber auch ein großer Einfluss auf meine eigene Musikerlaufbahn waren. Man hört das meinem Krempel im Jahr 2013 vielleicht nicht mehr so zwingend an, aber vor allem gesanglich haben die unzählige Male mitgesungenen Songs ihre Spuren hinterlassen. Andererseits waren Waltz vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts SO wichtig, dass ich ihre Songs, Achtung, Pathos: sowieso immer mir mir herumtrage. In den letzten vier Wochen habe ich mich davon ausgiebig überzeugen können. Und diese Rückkehr gehört in diesen Blog.

Von zwar nur vereinzelten, dafür aber umso intensiver auftretenden Rückfällen abgesehen, bin ich nicht wirklich in der Vergangenheit angekettet, eher schon ließe sich das Gegenteil behaupten. Meine beinahe tägliche Suche nach neuer Musik lässt darüber hinaus auch nur wenig Raum übrig, um den Blick über das Plattenregal schweifen zu lassen. Anfang März klickte ich fast schon beiläufig auf ein Livevideo der Band aus dem Jahr 2011, aufgenommen aus dem Publikum in der Frankfurter Batschkapp. Was folgte war ein Synapsenkollaps, in erster Linie ausgelöst von den zentralen Fragen: Die spielten in Frankfurt und ich war nicht da? Seit wann gibt's die denn wieder? Warum gibt's die wieder? Und zum Abschluss: Ich war wirklich nicht da, ne?!

Nach ihrer Auflösung im Jahr 1997 wurde es still um die Bandmitglieder. Sänger Buddy Lackey lebte einige Jahre in Wien und stellte dort sein Projekt Deadsoul Tribe zusammen, Gitarrist Dan Rock nahm zwei instrumentale Soloalben unter dem Namen Darkstar auf (kurioserweise in demselben Proberaumkomplex, in dem meine damalige Band das Hauptquartier hatte), und von den anderen Jungs war außer Kommentaren wie "Die führen einen Plattenladen und kiffen den ganzen Tag" nichts zu hören. Nun ist's wohl allgemein bekannt, was ich von Reunions im Allgemeinen halte, was mich dummerweise nicht davon abhält, im Speziellen doch mal schwach zu werden, sofern es sich denn qualitativ lohnen mag. Und es lohnt in 9 von 10 Fällen nicht. Eine Mischung aus dieser Indifferenz und der vermuteten Überwindung meiner früheren Progressive Rock-Abhängigkeit brachten mich wohl dazu, der Batschkapp an diesem Abend fern zu bleiben. Außerdem: Psychotic Waltz reisten im Vorprogramm der Hampelmänner von Nevermore durch's Land. Noch Fragen?

Arschlange Rede, noch längerer Sinn: bei dem Video handelte es sich um den Titeltrack des zweiten Albums "Into The Everflow". Jetzt ist es so....wenn mich 1997 jemand gefragt hätte, was denn meiner Meinung nach der beste Song aller Zeiten sei, so allumfassend und wirklich allesallesalles berücksichtigend, dann hätte ich wohl "Into The Everflow" geantwortet. Und auch wenn die letzten 16 Jahre nun ganz offensichtlich nicht spurlos an der Stimme von Buddy Lackey vorbeigezogen sind, war ich unfassbar angefixt. So unfassbar angefixt, dass ich mich in den folgenden drei Wochen ausgiebig durch ihre vier Studioalben tauchen sollte.

Ich hab' Bock.



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