05.01.2014

2013 ° Platz 17 ° Plankton Wat - Drifter's Temple



PLANKTON WAT - DRIFTER'S TEMPLE

Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich hinter das Ofenrohr von "Drifter's Temple" schauen konnte. Das neue und aktuelle Album des, nennenwirihnmal: Ambientgitarristen Dewey Mahood erschien mir zunächst viel zu konkret und strukturiert, allerdings bin ich durch die löchrige und im rauhen Meereswind spröde flatternde Klangtapete "Spirits" auch vorgeschädigt, um nicht zu sagen auf beschämende Art und Weise voreingenommen. Aber ich ließ den guten Mann mit seiner noch besseren Gitarre nicht fallen, ganz im Gegenteil: "Drifter's Temple" landete immer öfter sowohl auf dem Plattenteller als auch auf dem Klingelknochen mit Touchscreen und von dort aus im Auto. Bei nächtlichen, kühlen und längeren Fahrten im Spießergolf, vorzugsweise nach der lauten und anstrengenden Bandprobe, wuchs das Album fast schon über sich hinaus. Es beruhigte, öffnete und verwandelte selbst die Begrenzungspfosten am Rande der Autobahn zu melancholischen Manifestationen des eigenen Stillstands. Im Gegensatz zu seinen früheren Arbeiten, die aus improvisierten Sessions heraus entstanden und nachträglich bearbeitet wurden, ist "Drifter's Temple" aus Proben und Liveauftritten gewachsen, haben sich seine Songs im Zeitraum von einem Jahr zigfach gehäutet und entwickelt. Insofern ist meine eingangs geäußerte Beobachtung so falsch nicht, denn "Drifter's Temple" ist das detaillierteste und ausgereifteste Werk des Musikers aus Portland. Immer noch sehr naturverbunden, inspiriert und einen ganzen Zug psychedelischer als das, was ich bisher von ihm kannte, wenngleich sein Spiel und sein Klang trotzdem noch jederzeit identifizierbar sind. Ich möchte den Typen in meinem Universum nicht mehr missen.

Erschienen auf Thrill Jockey, 2013.

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