24.01.2015

2014 ° Platz 14 ° Fatima - Yellow Memories



FATIMA - YELLOW MEMORIES


Den ersten Kontakt mit der Musik Fatimas hatte ich vor einigen Jahren, als mich eine ihrer frühen Arbeiten, es war die "Follow You EP", im Dickicht aus Boomkat, A-Musik und HHV-Merkzetteln anstupste. In meiner Erinnerung war und ist das zaghaft avantgardistischer R'n'B, der, mit Elektro- und Hip Hop-Beats unterlegt, futuristischer, brüchiger und damit interessanter klang als das, was vom Restgenre üblicherweise präsentiert wird. Darüber hinaus hält sich Fatima erfreulich weit vom allgegenwärtigen Pastiche-Hype auf die Blues und Soulmusik der 1960er Jahre fern und wählt einen deutlich offeneren, variableren Ansatz. Das kann natürlich auch schön in die Hose gehen und die Grenze zur Unhörbarkeit überschreiten, wenn man den Beats'n'Clicks-Fummlern zuviel Zeit im Studio einräumt und statt zeitgemäßem Soul plötzlich ein hyperexperimenteller Grime-Verschnitt durch Londons Garagen stürmt.

Ausgehend von dieser Erfahrung hatte ich "Yellow Memories" zwar zunächst, logo, auf allen Wunschzetteln verteilt, war aber skeptisch, ob ich das wirklich hören wollte - eine weitere Version bemüht innovativ in Szene gesetztem Elektrosoul wollte ich auf keinen Fall im Schrank stehen haben. Erst Anfang November traute ich mich an einen Song des Albums heran, es war die wunderbare Ballade "Talk", und nachdem ich die langen und einsamen Autofahrten nach Lübeck mit diesem Song im Wiederholungsmodus hinter mich brachte, lösten sich meine Bedenken in Luft auf. "Yellow Memories" ist ein kuschliges, optimal in die Schnittstelle zwischen Moderne und Klassik produziertes Soulalbum geworden, das sich in den letzten fünf Wochen des Jahres ganz locker in die Top 20 gespielt hat. Unter dem Dach von erstklassigen Produzenten wie Floating Points, Computer Jay oder Flako, brodelt ein wärmendes und einnehmendes Süppchen feinster Schokolade durch die Ohrmuschel. Kann problemlos über Stunden auf Repeat laufen. Ich hab's getestet.

Erschienen auf Eglo, 2014.

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