13.01.2015

2014 ° Platz 17 ° Adrian Younge Presents: Souls Of Mischief - There Is Only Now



ADRIAN YOUNGE PRESENTS: 
SOULS OF MISCHIEF - THERE IS ONLY NOW


Das war alles ganz anders gedacht. 2015 begann mit einer Magen-Darm-Grippe, an deren Ausläufern ich immer noch herumstolpere. Deshalb geht es leider erst jetzt weiter, während mir immer noch - im übertragenen Sinne - ein Bein in der Kloschüssel herumhängt. Guten Appetit.

Nach der Rückkehr von De La Soul hat 2014 auch Produzent Adrian Younge die Souls Of Mischief wiederbelebt und eines der meist gehörten Alben im Hause Dreikommaviernull produziert. Der Multiinstrumentalist, der nicht nur die Musik komponierte, sondern die musikalischen Basics auf "There Is Only Now" im Alleingang einspielte, hat dabei sein Wort gehalten: das sechste Studioalbum der Truppe solle den Spirit der Frühneunziger Native Tongue/DAISY-Age-Clique heraufbeschwören, ließ sich Younge im Vorfeld der Veröffentlichung zitieren und erwähnte in diesem Zusammenhang A Tribe Called Quests "Low End Theory", "De La Soul Is Dead" und das legendäre Debut der Mischiefs "93 'Til Infinity" als mögliche Fixpunkte. Das Ergebnis ist genau das. Ein hochmusikalisches und pulsierendes Hip Hop Album mit viel Text, viel Jazz, viel Soul, viel Staub und vielen Ideen. Sehr überlegt, dabei aber nicht perfekt. Sehr detailreich, aber nicht chaotisch. Samples gibt es auf Younges Produktionen traditionell nicht und auch hier spielt der Wahnsinnige praktisch alles selbst: Schlagzeug, Bass, Piano, Orgel, Flöte, Gitarre, Vibraphon, Glockenspiel, Saxofon und sogar eine verdammte Sitar. 

Stilistisch ist diese Rückschau in die Welt von 1993 wie auch schon bei den Jungs von den Jazz Spastiks nicht so irre innovativ, und tatsächlich frage ich mich während mein Kopf im Takt mitwippt, ob im Hip Hop dieselben Unzulänglichkeiten wie in der Rockmusik herrschen, dass also der immer noch grassierende und nicht tot zu kriegende Retrohype jeden frischen Ansatz neuer Entwicklungen im Ansatz sabotiert. Selbst die Idee der Mischiefs, das Albumkonzept, eine Gangstergeschichte, die - logisch - auch in den Neunzigern spielt und dabei auch die Philosophie streift, im Rahmen einer Radiosendung zu präsentieren, dürfte dem ein oder anderen mit Hip Hop Affinität schon früher untergekommen sein. Ist das schon eine Schippe zuviel Rückschau? Persönlich gefällt mir der organische, warme und staubige Sound des Albums, und ich mag auch seine Musikalität, die kilometerweit über dem allgegenwärtigen dumpfen Beatgeschrubbe steht, das in heutigen Zeiten die Kanäle hipper Radiostationen verstopft. Ich lebe die letzten vier Monate mit "There Is Only Now" und entdecke bei jedem Durchgang etwas Neues - es könnte wirklich schlimmer sein. Außerdem: The past is an illusion, there is only now. 

Erschienen auf Linear Labs, 2014

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