11.03.2016

Kanaworms - Die Nachzügler 2015 (1)




MATTHEW HALSALL & THE GONDWANA ORCHESTRA - INTO FOREVER


Ich hatte es in meiner Besprechung zum aktuellen Album der Greg Foat Group schon angesprochen: "Into Forever" lieferte sich einen harten Zweikampf mit "The Dancers At The Edge Of Time", zog letzten Endes aber nicht zuletzt wegen der Dreikommaviernull'schen Unzulänglichkeiten in der Terminierung den Kürzeren. Ich war viel zu spät dran mit Halsalls neuem Werk und die zwei Wochen, die ich Zeit gehabt hätte, mich wirklich in "Into Forever" einzugraben, erschienen mir schlicht als nicht ausreichend. Zumal auch gerade zu Beginn der Auseinandersetzung mit dieser Platte durchaus der Eindruck entstehen kann, das sechste Album des Trompeters und Komponisten aus Manchester sei eine Spur zu arg weichgespült und schiele etwas zu überdeutlich auf die Grammynominierung und den Kniefall des Jazz-Mainstreams, der sorgsam austarierten Wohlklang als ausdrücklich willkommene, aber nicht zu überfordernde Abgrenzung gegenüber dem RTL2-Pöbel versteht. Das hier ist nicht sonderlich herausfordernd, andererseits ist mein Sensor ja glücklicherweise frei justierbar. Kreative Reibung muss ich dann eben woanders suchen und finden.

Im Vergleich mit dem brillianten Vorgänger "When The World Was One" ist "Into Forever" tatsächlich straffer arrangiert, in den Kompositionen bodenständiger und insgesamt glatter. Der Clou: das macht gar nichts, wenn man es nicht drauf anlegt. Dabei musste ich mir das Album noch nicht mal schönhören, denn das Schicksal nahm den ganz natürlichem Weg: den, der über etwa zwei Meter von meinem berüchtigten Musiksessel zum Plattenspieler verläuft. Und ich ging ihn immer öfter, wenn "Into Forever" auf dem Teller lag. 

In den vergangenen Wochen gab es Abende, an denen diese Platte einfach nicht von ihrem Platz verdrängt werden konnte. Und ehrlich: Wie soll das auch gehen? Wer schaut sich schon einen spirituell funkelnden Regenbogen an und wünscht sich stattdessen lieber einen Schauer aus Pech und Schwefel? 




Erschienen auf Gondwana Records, 2015.

Keine Kommentare: